Musikgenuss, gepaart mit Emotionen

Umjubeltes Adventskonzert von Visino-Chor und Landshuter Turmbläsern in der Klosterkirche

Geistliche Musik am dritten Adventswochenende beinhaltet sowohl die freudige Erwartung der Geburt Jesu als auch die feierliche Huldigung des neugeborenen Kindleins in der Krippe.

Zu diesem großen Anlass des Christentums wurden in unnennbarer Fülle Gesangstexte über Jahrhunderte geschrieben und von zahllosen Komponisten vertont. Aus diesem riesigen Literaturgut, das auch um volkstümliche Weisen ergänzt wurde, wählten der Visino-Chor unter der Leitung von Thomas Scherbel und die Landshuter Turmbläser unter der Leitung von Walter Ruhland einige Werke aus der Barockzeit aus, die den größten Beitrag zu diesem Musikgenre leistete.

In der Klosterkirche Eggenfelden war ein wunderschönes, abwechslungsreiches Programm zu hören mit viel Besinnlichkeit. Die interessanten musikalischen Facetten der Barockmusik offenbarten aber auch deren fröhlichen Charakter, der häufig unterschätzt wird.

Nach dem Einleitungspsalm „Macht die Tore weit“ des aus Böhmen stammenden Komponisten Andreas Hammerschmidt, den der Chor zusammen mit dem Blechbläserensemble musizierte, folgten drei a-capella-Chorwerke. Besonders gefiel die harmonische Gestaltung des Liedes „Übers Gebirg Maria geht“ von Johann Eccard, eines Schülers von Orlando di Lasso. Auch die sehr bekannte Weise „Maria durch den Dornwald ging“ sang der Chor mit großer Innigkeit.
Mit kleiner Trompeten- und Posaunenbegleiteung interpretierte der Chor dann „Nun kommt der Heiland“ von Michael Praetorius, dem berühmtesten Träger dieses in der Barockzeit häufig vorkommenden Namens.

Der anonyme Satz „Lobet den Herrn, alle Heiden“ zeigte mit seiner Lebhaftigkeit zum ersten Mal den vor Freude überbordeten Charakter der Barockmusik.
Dagegen mutete das Lied „Joseph, lieber Joseph mein“ fast modern an. Dazwischen spielten die Bläser eine Kanzone und eine Sonate von Giovanni Gabrieli aus Venedig mit zum Teil schwieriger Intonation.

Anschließend setzte sich Thomas Scherbel an die Orgel und zeigte seine Beherrschung aller Register mit dem nahtlosen Übergang von Besinnlichkeit zu unbändiger Freude bei zwei ganz gegensätzlichen Werken von Johann Sebastian Bach. Seine junge Kollegin Andrea Fraitzl überraschte ebenfalls mit ihrer guten technischen Beherrschung des königlichen Instruments. Sie spielte ein Werk von Johann Gottfried Walther, der auch Organist der Leipziger Thomaskirche war. Ihre Darbietung war der zentrale akkustische Höhepunkt des Abends.
Die „Canzon Bergamasque“ von Samuel Scheidt, ein originelles, eher volkstümliches Werk, präsentierten die Bläser mit hervorragender Spieltechnik wuchtig und dennoch sehr melodiös.

Der Chor bot mit Trompetenbegleitung „Puer natus in Bethlehem“ von Gregorius Joseph Werner, Haydns Vorgänger als fürstlich Esterhazyscher Kapellmeister. „Uns ist ein Kind geboren“ von Melchior Franck gefiel durch den herrlichen A-Capella-Satz.

Bei der „Ankunft der Königin von Saba“ („The arrival of the queen of Sheba“), einem einprägsamen Werk von Georg Friedrich Händel, zeigte das Bläserensemble von Trompeten bis Basstuba eine großartige Leistung.
Sehr bekannt zwei Chorwerke von Bach, „Uns ist ein Kindlein geboren“ und „Ich steh an deiner Krippe hier“. Ein Exkurs in die Romantik war die gut eingefügte Einlage des schön leuchtenden Morgensterns von Peter Cornelius.
Mit fröhlichem Instrumentalspiel und Gesang endete das hörenswerte Kirchenkonzert mit dem großen Magnificat von Johann Pachebel, dem feierlichen „In dulci jubilo“ von Michael Prätorius und einem von vielen Besuchern mitgesungenen „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“.

Der Visino-Chor und die Landshuter Turmbläser gestalteten damit einen musikalisch hochwertigen, sehr empfindungsreichen Konzertabend zur Weihnachtszeit.

Erich Schön
Rottaler Anzeiger vom 19. Dezember 2006