Begegnung mit Bach – Weihnachtskonzert in Eggenfelden

Hervorragende Interpretation eines großen Meisters
Visinochor macht bei Weihnachtskonzert die Vielfalt der Barockmusik von Bach erlebbar.

Als Kantor an der Thomaskirche in Leipzig, wo er die letzten 27 Jahre seines Lebens verbrachte, hatte Johann Sebastian Bach engste Berührung mit geistlicher Musik und so entstanden neben weltlichen Kantaten und wenigen reinen Orchesterwerken vor allem unzählige Kompositionen mit religiösem Inhalt, unter anderem die weihnachtliche Festkantate »Unser Mund sei voll Lachens« und das großartige Magnificat in D-Dur. Beide Werke stellte der Visino-Chor in der Klosterkirche Eggenfelden eindrucksvoll vor. Das gesangliche Programm wurde ergänzt durch eine der vier großen Suiten des berühmten Komponisten.

Sehr gut gelang es dem Chordirigenten Thomas Scherbel, die harmonischen Feinheiten in diesen vielstimmigen Werken herauszuarbeiten. Die hervorragenden Interpretationen sind vor allem auch ein Verdienst des Kammerorchesters Dieter Sauter, das für diesen Abend mit Bläsern der Musikhochschule München erweitert worden war.

Die Festkantate mir ihrer fanfarenartigen Einleitung stellte bereits die erste Herausforderung für den Chor dar. Auf eine feierliche Hymne an Gott folgten mehrere Arien, deren Charakteristikum das Wechselgespräch zwischen Gesangssolisten und einzelnen Bläsern war, die von zwei Streichern sehr präzise begleitet wurden. Sehr rein erklangen die beiden Flöten und einprägsam war das Spiel der Oboistin. Während die Tenorarie von Sebastian Schober etwas unausgeglichen empfunden wurde, gefielen besonders gut der einfühlsame Alt von Claudia Schneider und der sehr schöne Bass von Thomas Hamberger.

Die Sopranistin Sophia Brommer zeigte mit etwas zu harter Stimme zu viel Dominanz und durch die sehr unterschiedlichen Stimmtimbres von Sopran und Tenor erklang auch das einzige Duett dieser Kantate wenige harmonisch. Ein leider nur sehr kurzer, vom Chor gut intonierter Choral schloss das Werk etwas abrupt ab.

Das mittlere Werk war die Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur. Exzellent fügten sich die Bläser in das Streicherensemble ein. Die Suite leitete der helle Glanz der Trompete festlich ein. Eine der bekanntesten Melodien Bachs, das berühmte Air, erwärmte dann die Herzen der Zuhörer. In feierlicher Ruhe wölbte sich in leuchtenden Bögen die herrliche Melodie der Geigen über den abwärtsschreitenden Bass. Die drei flotten Tänze Gavotte, Bourrée und Gigue mit ihren kräftigen Ansätzen ließen die barocke Lebensfreude richtig nachempfinden.

Das Hauptwerk des Abends war das grandiose Magnificat in D-Dur, der Lobgesang der heiligen Jungfrau Maria. Ein fast instrumental behandelter Chor, der die Sänger bis an die Belastbarkeitsgrenze führte, leitete in übereinander türmenden Gesangslinien das Werk ein. In der folgenden Alt- und Sopran-Arie bemühten sich beide Solistinnen, möglichst zarte, innige Töne zur wunderschön geblasenen Oboe erklingen zu lassen. Nach einer vom Chor sehr präzise ausgeführten Seligpreisung durch »alle Generationen« beeindruckten besonders das Alt/Tenor-Duett und weitere Arien über das Thema Barmherzigkeit.

Eine der schönsten Stellen des Opus ist die herrliche Alt-Arie in ihrer spielerischen Zwiesprache mit den Flöten. Mit »Sicut locutus est« blühte der Chor nochmals zu voller Größe auf und entwickelte ein machtvolles Fugato.

Der kurze Schlusschor führte als hinreißendes Gloria in strahlendem Jubel das Werk bis zum Amen.

Die begeisterten Zuhörer genossen eine hervorragende Interpretation dieses leuchtenden Werkes mit seiner außerordentlichen Schönheit der Partitur, die die Bachsche Musik in ihrer großen Vielfalt erleben ließ.

Erich Schön
PNP vom Dienstag, 21. Dezember 2004, Lokalteil Eggenfelden