Exzellenter Gesang erfüllt Kirchenschiff

Visino-Chor überzeugt bei A-capella-Konzert mit vielseitigem Interpretationsvermögen

Kann ein größerer Laienchor unter einem guten Dirigenten künstlerisch fähig und technisch so flexibel sein, geistliche Musik aus fünf Jahrhunderten stilgerecht zu präsentieren? Der Visino-Chor hat dieses vielseitige Interpretationsvermögen. Die Damen und Herren bewiesen es eindringlich bei ihrem exzellenten A-cappella-Konzert in der Eggenfeldener Klosterkirche. … Der neue Chordirigent Thomas Scherbel übernahm vor etwa einem Jahr von seinem Vorgänger auch stimmtechnisch laufend geschulte Sänger und Sängerinnen. … Von seinem Chor verlangte er größte Präzision und ein auch für professionelle Sänger oft nicht leichtes Einstellen auf die stilistisch unterschiedlichen Charakteristika und Interpretationseigenheiten der einzelnen Werke. ….

Der kurze gregorianische Choral „Pater noster“ eines unbekannten Komponisten eröffnete die Jahrhundertreise. Nach den schnellen Passagen der Motette „Herr, auf dich traue ich“ des größten Bach-Vorgängers Heinrich Schütz folgte ein Ausflug nach Italien zu Ludovico Grossi da Viadana, dem lange Zeit die Erfindung des Basso continuo zugeschrieben wurde. Frisch und fröhlich erklang sein „Exsultate justi“….

Mendelssohn-Bartholdy war mit der fein differenzierten Stimmung des sehr schön gesungenen „Auf Gott allein will hoffen ich“ und als erster Höhepunkt des Konzerts mit „Richte mich Gott“ aus „Drei Psalmen“ vertreten. Dieser harmonische Jubelchor mit seinen dramatischen Akzenten und den ineinander verklingenden Passagen gefiel besonders gut.

Feierlich verklang ein Abendlied des Romantikers Joseph Gabriel Rheinberger, dessen gewisse Strenge und Herbheit einen Hauch von Klassik empfinden lässt.
Wunderschön wie aus einem Guss hallte „Unser lieben Frau Traum“ von Max Reger durch den lichtdurchfluteten Kirchenraum.

Besonders eindrucksvoll sang der Chor das „Ave verum“ von Camille Saint-Saens sowie das „Ave Maria“ des Vertreters des vorrevolutionären Russlands, Sergej Rachmaninow, mit seinem typischen Chorgesang der Ostkirche. … Damit steuerte der Chor auf einen weiteren Höhepunkt zu: „I hear a voice a-prayin'“ von Houston Bright.

Erich Schön
PNP vom Mittwoch, 15. Oktober 2003, Lokalteil Eggenfelden